Am 9. November 2015 fand in Berlin der deutsch-russische Wirtschaftsdialog statt. Das Treffen des russischen Ministers für Industrie und Handel Denis Manturov mit deutschen Wirtschaftsvertretern wurde von der Russisch-Deutschen AHK , DIHK sowie dem Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft organisiert.
Während seiner mehrtägigen Arbeitsreise in Deutschland traf sich der russische Regierungsvertreter mit dem Vize-Kanzler und Wirschaftsminister Sigmar Gabriel und dem Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. In Hannover eröffnete Manturov den russischen Messestand auf der führenden internationalen Messe für Landtechnik Agritechnica.
Bei der Veranstaltung im Haus der deutschen Wirtschaft (BDI) präsentierte der Handelsminister Russland als Investitionsstandort mehr als 200 Vertretern der Großkonzerne, KMU sowie Branchen- und Wirtschaftsverbände. Unter den Podiumsteilnehmern waren der Gouverneur des Gebiets Uljanowsk Sergej Morozov, sein Kollege aus dem Gebiet Krasnodar Weniamin Kondratjew, der Siemens-Vorstand Prof. Dr. Siegfried Russwurm sowie der Vorstandsvorsitzende der DMG Mori AG Dr. Rüdiger Kapitza.
In seinen Eröffnungsreden plädierten sowohl Dr. Eckhard Cordes vom Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft als auch Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erneut für das Ende der Sanktionen.
Laut Manturov strebt Russland weiterhin einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von Wladiwostok bis Lissabon an. Angesichts des derzeit eingetrübten bilateralen Verhältnisses hob der Minister die Bedeutung eines gleichberechtigten Dialogs zwischen Russland und Deutschland als „seriösen, bewährter Geschäftspartner” hervor. In seinem Vortrag erläuterte er die Schwerpunkte der vor einigen Monaten neu definierten Industriepolitik des Landes. Dazu gehören die Modernisierung der Betriebe, der Aufbau einer modernen Industrieinfrastruktur, technologische Unabhängigkeit durch den Importersatz sowie die Förderung von Investitionsprojekten in 18 priorisierten Branchen. Beim Thema “Produktionslokalisierung” besteht aus der Sicht des russischen Handelsministeriums ein großes Potential für deutsche Unternehmen. Das neue Motto „Made in Russia for Russia” bringt das aktuelle Regierungsprogramm auf den Punkt. Gleichzeitig sieht der Minister gute Wettbewerbschancen für die Endprodukte lokalisierter Betriebe auf den Drittlandmärkten. Zur Stimulierung der Lokalisierung entwickelte das Ministerium das so genannte Special Investment Contract. Der Antrag für die Förderung soll innerhalb von maximal 100 Tagen bearbeitet werden.
Das Vorstandsmitglied der Siemens AG Prof. Dr. Siegfried Russwurm und der Vorstandsvorsitzende DMG Mori AG Dr. Rüdiger Kapitza berichteten von ihren Erfahrungen mit der Lokalisierung in Russland. 2012 eröffnete Siemens eine Kompressoren-Fabrik in Woronesch. Im Juni dieses Jahres kam als ein weiteres Standort die Industrieanlage für Gasturbinen in St. Petersburg dazu. DMG Mori nahm Ende September das hochmoderne Produktionswerk für Werkzeugmaschinen in Uljanowsk in Betrieb. Die Konzernchefs sind stark überzeugt vom hohen Qualifikationsniveau russischer Ingenieure und Entwickler. Siemens will demnach eigene R&D-Abteilung für die neuen Werkzeugmaschinen komplett nach Russland verlagern.Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Situation sehen beide Unternehmensvertreter große Chancen für die Geschäftsentwicklung eigener Betriebe auf dem russischen Markt.