An der Moskauer Börse steigen die Kurse kräftig. Der Aktienmarkt hat sich von dem Absturz nach dem Angriff auf die Ukraine mittlerweile vollständig erholt. Die russische Wirtschaft ist widerstandsfähiger als erwartet.

Russische Aktien haben den höchsten Stand seit dem Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine erreicht. Anfang der Woche kletterte der auf Rubel basierende MOEX-Index an der Moskauer Börse auf 3422 Punkte und hält sich seitdem knapp unter diesem Niveau. Angesichts des Überfalls im Februar 2022 und der vom Westen verhängten Sanktionen waren die russischen Aktien zunächst abgestürzt und hatten im Herbst des Jahres einen Tiefpunkt erreicht. Seitdem ging es aber wieder bergauf.

Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe: Russische Anleger haben kaum Alternativen zum heimischen Aktienmarkt. Vor dem Krieg hatten wohlhabende Russen und Oligarchen Vermögen ins Ausland gebracht, vor allem in den Westen. Doch angesichts der Finanzsanktionen ist dieser Weg nun weitgehend versperrt. Hinzu kommt der Druck des Kremls: Russische Geschäftsleute wissen, dass von ihnen mittlerweile erwartet wird, ihr Geld im Land zu lassen.

Doch nicht nur das Geld von Russen ist dort gefangen. Investoren aus dem Westen, die vor dem Krieg Geld in russische Aktien gesteckt haben, können diese nicht abstoßen. Der Kreml hat Anlegern aus „unfreundlichen Staaten“ verboten, ihre Anteile an russischen Unternehmen zu verkaufen.

Hinzu kommt, dass sich die russische Wirtschaft sehr viel besser entwickelt, als nach dem Einmarsch in die Ukraine erwartet – selbst, wenn die offiziellen Daten nicht das komplette Bild zeigen. Der Kreml hat Wege gefunden, westliche Sanktionen zu umgehen oder zumindest abzufedern. Außerdem wird die Konjunktur durch die auf den Krieg ausgerichtete Wirtschaft angekurbelt. Das russische Forschungsinstitut CAMAC geht davon aus, dass rund zwei Drittel der in den vergangenen zwei Jahren gestiegenen Industrieproduktion auf den Krieg zurückzuführen sind.

Wirtschaft wächst wieder

Vor diesem Hintergrund hat sich die von den enormen Ausgaben für den Krieg geprägte russische Wirtschaft im vergangenen Jahr von dem durch die Ukraine-Invasion verzeichneten Konjunktureinbruch erholt. Das Bruttoinlandsprodukt legte nach offizieller Statistik um 3,6 Prozent zu. Im Jahr 2022, als Russland den als „militärische Spezialoperation“ bezeichneten Krieg begann, war die Wirtschaft noch um 1,2 Prozent geschrumpft.

Auch der gestiegene Ölpreis trägt zu der besseren Entwicklung der Wirtschaft und damit des Moskauer Aktienmarkts bei. Zum einen basiert Russlands Staatshaushalt auf den Erlösen aus dem Ölverkauf. Zum anderen haben die Öl-Konzerne großes Gewicht an der Börse.

Für russische Kleinanleger unterscheidet sich die Lage damit nicht sehr von derjenigen vor dem Krieg: Die Wirtschaft läuft, und einige Konzerne schütten hohe Dividenden aus – darunter die Ölkonzerne Lukoil und Rosneft sowie die Sberbank. Russlands größtes Geldinstitut hatte im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von umgerechnet 15 Milliarden Euro eingefahren, das ist das Fünffache des Vorjahreswerts. Rosneft verdiente unter dem Strich rund 13 Milliarden und Lukoil 12 Milliarden Dollar.

Quelle: ntv.de