Bereits am 16. März 2020 sind die ersten Sofotmaßnahmen zum Schutz der russischen Wirtschaft in Kraft getreten. Steuerstundungen, Kredite, Deregulierung, ein 3,6 Milliarden Euro schwerer Krisenfonds sowie weitere Instrumente sollen den negativen Effekt der Pandemie abfedern. Führende russische Wirtschaftsverbände, darunter die Handels- und Industriekammer Russlands (HIK Russlands) unterbreiten laufend weitere Vorschläge dem Regierungschef Michail Mischustin. In der heutigen Ausnahmesituation sei es laut Kammerpräsidenten Sergey Katyrin besonders wichtig sowohl das Vertrauen der Arbeitnehmern in die Arbeitgeber zu erhalten als auch die Vertrauensbasis der Unternehmen gegenüber dem Staat zu stärken.

Die größte nationale Unternehmensvereinigung wird in der aktuellen Situation zu einer zentralen Anlaufstelle für die Geschäftstreibenden. Während der vergangenen drei Wochen haben die Hotlines aller 179 regionaler Kammern in ganz Russland über 40.000 Anrufe der Unternehmer erhalten, davon 10.700 bezüglich der Anerkennung der höheren Gewalt für die einheimischen Vertragsparteien. Unter den besonders häufigen Anfragen sind außerdem Fragen rund um Mietverpflichtungen, Kredite und Leasing.

Laut Präsidenten der HIK Russlands suchen die Firmen nach konkreten schnellen Lösungen, infomieren sich über Kreditmöglichkeiten, verhandeln mit den Pächtern über den Mietaufschub, schalten auf das Homeoffice um. Dennoch ist der Kammer-Chef überzeugt, dass die Arbeitgeber einige gesetzliche Änderungen dringend benötigen, um die sozial vertretbaren Lösungen der Belegschaft anbieten zu können. Unter den besonders eindringlich formulierten Vorschlägen seien eine nationalweite Anerkennung der Pandemie als höhere Gewalt, Subventionen für Mieten und Lohnzahlungen, Befreiung der KMU in bestimmten Branchen von Steuer- bzw. Versicherungsbeiträgen.

Am 17. April wurden die Umfrageergebnisse eines nationalweiten Umfragepanels „Business-Baromether“ der HIK Russlands vorgestellt. Laut Studie können 48% von den 24.000 teilgenommenen russischen KMU die staatliche Anti-Krisis-Instrumente nicht nutzen, weil sie nicht den jeweiligen Kriterien eines betroffenen Unternehmens entsprechen. Ca. 46% Unternehmen müssen ihre Geschäftstätigkeit aufgrund der Corona-Pandemie einstellen. Aktuell versuchen 41% der befragten Unternehmen nach Möglichkeiten die Arbeitsplätze zu erhalten und die Löhne fortzuzahlen. Die Umfrage zeigte außerdem, dass 58% der Unternehmen ihre Miete nicht mehr zahlen können. Außerdem haben 47% mitgeteilt, dass ihnen die technischen Möglichkeiten für einen Umstieg auf das Homeoffice fehlen. Die Mehrheit der Befragten begrüßte direkte finazielle Staatshilfe für die Unternehmen, die am 15. April 2020 während einer Regierungssitzung als eine der neuen Maßnahmen vorgestellt wurde.

In den russischen Regionen sind aktuell einige zusätzliche Anti-Krisenmaßnahmen in Kraft getreten: das Kaliningrader Gebiet führte direkte Subventionen für die Kleinstunternehmen ein, das Gebiet Nowgorod födert aus den regionalen Budgetmitteln die Gastronomiebetriebe, die eine Speisenversorgung von Krankenhäusern, Polizei und Volontären übernehmen.