Die Russland-Konferenz des DIHKs und der Deutsch-Russischen AHK, ein jährliches Großevent zum Thema Russland-Geschäft, fand am 18. Februar 2020 in Berlin unter dem Motto „Innovationen als Wachstumsmotor“ statt. Über 600 Vertreter der Unternehmen, Verbände und Regierung aus den beiden Ländern trafen sich zum Austausch über Lokalisierung, Modernisierung und Digitalisierung im Haus der Deutschen Wirtschaft zusammen. An der Konferenz nahmen in diesem Jahr gleich mehrere Vertreter russischer Regionen teil, darunter der Gouverneur von Krasnodar, Wenjamin Kondratjew, der Gouverneur von Uljanowsk, Sergej Morosow sowie der Minister für Wirtschaft und Investitionen der Region Samara, Dmitrij Bogdanov, teil. Für ein hochkarätiges Pendant von der deutschen Seite sorgte вer mecklenburgische Energieminister Christian Pegel.

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland wird in den kommenden Jahren durch mehrere neue Projekte und Initiativen in der Kreislaufwirtschaft, dualer Bildung und grüner Energie intensiviert. Vor dem Hintergrund der weltweit wachsenden Handelsbarrieren und sinkender Exporte aus Deutschland wies der Wirtschaftsminister Peter Altmaier in seiner Rede auf die immer noch nicht ausgeschöpften Synergie-Potentiale in der Wirtschaftskooperation mit Russland hin. Die Lokalisierung deutscher Unternehmen sowie bessere Markteintrittsmöglichkeiten gerade für mittelständische Unternehmen werden zum Schwerpunkt beidseitiger Bemühungen bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie nationalen und regionalen Fördermaßnahmen. Angesichts der neuen umweltpolitischen Gesetzesinitiativen der EU (Green Deal) steigt auch der gegenseitige Bedarf nach den gemeinsamen Zukunftsprojekten in der Energiebranche. Eine neu gegründete Arbeitsgemeinschaft der Deutsch-Russischen AHK wird den Unternehmen genau für diese Zwecke eine Dialog- und Informationsplattform anbieten. Laut  Wirtschaftsminister bleibt die Gaspipilene Nord Stream 2 weiterhin eine strategische Tragsäule für die stabile Energieversorgung der Industrieproduktion in Deutschland.

Der russische Handelsminister Denis Manturov betonte in seiner Eröffnungsrede die traditionell hohe Aktivität deutscher Firmen auf dem russischen Markt und führte in diesem Zusammenhang als Beispiele die Firmen Mercedes, Knauf, Wolfkran an, die in 2019 ihre neuen Produktionsstandorte in Russland eröffnet haben. In den vergangenen vier Jahren hat sich das Investitionsvolumen der ca. 4.500 in Russland tätigen deutschen Unternehmen um das 1,5-fache erhöht und erreichte 20 Mrd. USD. Der bereits seit Jahren bekannte Sonderinvestitionsvertrag (SPIK) wird in seiner neuen Form als der sogenannte SPIK 2.0. zum Ziel haben, neue Technologien aus Deutschland nach Russland zu bringen. Für die mittelständischen Firmen aus Deutschland werden laut dem russischen Minister Manturov mehrere Anreize geschaffen, die einen Markteintritt in Russland erleichtern sollen.

Neue Projektmöglichkeiten für die deutsche und russischen KMU stehen im Mittelpunkt auch bei der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation (HIK Russlands). Das betonte der Präsident der größten nationalen Unternehmensvereinigung Sergey Katyrin, der an der DIHK-Konferenz und dem Abendessen für russische Delegationsvertreter und CEOs deutscher Unternehmen in Berlin teilgenommen hat. Bei einem Gespräch mit den Teilnehmern des neu gegründeten Expertenkreises der Repräsentanz der HIK Russlands in Deutschland tauschte sich der Kammer-Chef mit deutschen Firmenvertretern aus, die ihre langjährige bilaterale Geschäftserfahrung bei Initiierung und Begleitung gemeinsamer Projekte im Maschinenbau, Energieversorgung, Landwirtschaft und anderen Branchen aktiv einsetzen und dabei das Netzwerk der HIK Russlands in den russischen Regionen mit einbeziehen. So fanden in 2019 die Geschäftsreisen der Expertenkreis-Vertreter nach Wologda und Nowgorod statt. In April 2020 wird eine Delegation aus Deutschland die Region Samara besuchen und vor Ort die Kooperationsmöglichkeiten mit dem Wirtschaftsministerium, regionaler Wirtschaftsförderungsgesellschaft, den Unternehmen und der Handelskammer ausloten.

Den Dialog mit deutschen mittelständischen Unternehmen setzte der Vize-Präsident der HIK Russland bei seinem Arbeitsbesuch in der Region Inn Salzach in Oberbayern am 25. und 26. Februar 2020 fort. Eines der regionalen Unternehmen, der familiengefürhte Landtechnikhersteller Fliegl, unterhält seit 2007 eine Repräsentanz in der Stadt Orjol und plant einen Standortaufbau im Gebiet Rjasan.